Wenn Menschen aus verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichen Hintergründen, Sprachen und Arbeitskulturen aufeinandertreffen, ist das Potenzial für Innovation und Austausch groß – ebenso wie die Herausforderung, daraus eine fruchtbare Zusammenarbeit entstehen zu lassen. Die Kunst besteht darin, in kurzer Zeit tragfähige Beziehungen zu ermöglichen, Verständigung zu fördern und gemeinsame Erkenntnisse zu entwickeln. Zwei Projekte zeigen exemplarisch, wie dies gelingen kann.

Bei der Practitioners Conference „Agency, Power, Space“ im Auftrag der Berghof Stiftung kamen rund  70 Teilnehmende aus mehr als 20 Ländern und allen Kontinenten zusammen. Die Konferenz diente dem Austausch von Fachleuten aus Konflikttransformation, Friedensarbeit und Zivilgesellschaft. Ziel war es, Erkenntnisse über das Potenzial von „Transformative Justice“ zu bündeln und als starken Beitrag in den politischen Dialog einzubringen.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war die Vielfalt der eingesetzten Dialogformate. Klassische Vorträge hätten die Gruppe in passive Zuhörer:innen verwandelt. Stattdessen kam ein breites Spektrum interaktiver Formate zum Einsatz – von Zweierdialogen, thematischen Arbeitsgruppen und Galerieformaten bis hin zu groß angelegten Fishbowl-Diskussionen. Diese methodische Vielfalt ermöglichte Gespräche in wechselnden Konstellationen und schuf eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre.

Ein zentraler Moment war die Frage: Wie lassen sich die vielstimmigen Ergebnisse der Konferenz so bündeln, dass sie für politische Akteure greifbar werden? Die Antwort: Eine abschließende Fishbowl-Diskussion, in der die wichtigsten Erkenntnisse im Plenum reflektiert und verdichtet wurden. Die Teilnehmenden übernahmen dabei aktiv Verantwortung: Als „Botschafter:innen“ brachten sie die zusammengefassten Ergebnisse gezielt in eine anschließende politische Podiumsdiskussion ein. So wurden nicht nur die Expertise der Gruppe sichtbar und wirksam, sondern auch ihre gemeinsame Stimme.

Ein anderer Kontext: im 2nd International ROBOTICIST FORUM der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt zeigte sich, wie wichtig moderierte Räume sind, damit große heterogene Gruppen ihr Potenzial erkennen und nutzen können. In dem Forum kamen rund 100 Vertreter:innen von zehn Universitäten aus acht Ländern – von bayerischen Hochschulen über europäische Technik-Unis bis hin zu Institutionen aus Asien – erstmals in dieser Konstellation für zwei Tage in den Räumen der Hochschule in Schweinfurt zusammen. Die Hierarchien waren klar: Präsident:innen, Professor:innen, Postdocs. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie kann man weltweit gemeinsam lehren, forschen und Wissen der Robotik vermitteln? Oder in anderen Worten: Wie lassen sich aus dieser Vielfalt Kooperationen und gemeinsame Arbeitsansätze entwickeln?

Die Veranstaltung startete mit einem hochrangigen Speed-Panel, in dem die Universitätsleitungen ihre Perspektiven auf internationale Kooperation skizzierten. Schnell wurde klar: Es gibt viele Gemeinsamkeiten ein starkes Bekenntnis zur Kooperation. Im anschließenden Workshopprozess in der Großgruppe standen Begegnung und gemeinsames Arbeiten im Vordergrund. Die Gruppen arbeiteten an konkreten Fragestellungen wie: „Welche Synergien ergeben sich bei der Lehre?“ oder „Wie können Forschungsinfrastrukturen geteilt werden?“ Alle Ergebnisse wurden visuell aufbereitet – so entstand eine Landkarte potenzieller Kooperationen. Entscheidend war die Haltung: Hier wurde auf Augenhöhe gearbeitet – unabhängig von Herkunft, Disziplin oder Status. Am Ende war die Gruppe von sich selbst überrascht, wie viele Ideen und konkrete Maßnahmen sie für die weitere Kooperation entwickelt hatte.

Der strukturierte Dialog ermöglichte nicht nur ein vertieftes Verständnis für unterschiedliche Perspektiven, sondern ebnete auch den Weg für zukünftige Partnerschaften. Gemeinsame Anliegen wurden sichtbar – erste Arbeitsbeziehungen konnten angebahnt werden.

Ob politisch sensible Kontexte oder divers zusammengesetzte Gruppen: Entscheidend ist, den Teilnehmenden Räume anzubieten, in denen sie Verantwortung übernehmen, eigene Perspektiven einbringen und voneinander lernen können. Moderation bedeutet hier nicht Steuerung von außen, sondern Ermöglichung von Verständigung und Verbindung – selbst unter schwierigsten Rahmenbedingungen..