Gute Ideen entstehen selten allein am Schreibtisch. Wirklich tragfähige Lösungen reifen, wenn Menschen zusammenkommen, sich austauschen, voneinander lernen – und gemeinsam neue Wege ausprobieren. Besonders wirksam wird dieser Prozess, wenn er disziplin- und kulturübergreifend gedacht und professionell moderiert wird. Denn: Unterschiedliche Perspektiven sind kein Hindernis, sondern ein Schlüssel für nachhaltige Wirkung.

Ko-Kreation über Kontinente hinweg: Der Deep Dive zur Hitzeaktionsplanung

Ein Beispiel dafür ist der Connective Cities Deep Dive Prozess zur Hitzeaktionsplanung. Über mehrere Monate hinweg arbeiteten Praktiker:innen und Fachleute aus Städten wie Assuan, Nairobi, Mombasa, Lviv, Heidelberg und Lüdenscheid gemeinsam an der Frage: Wie können Städte sich gegen zunehmende Hitze wappnen – und dabei besonders verletzliche Gruppen schützen?

Die Besonderheit: Statt standardisierte Lösungen zu exportieren, setzte der Prozess auf einen gemeinsamen Lernraum. Ausgangspunkt war nicht die Suche nach „Best Practices“, sondern das ehrliche Hinschauen: Was sind die Herausforderungen hinter den Herausforderungen?

So wurde z. B. aus der Frage „Wie binden wir unsere Bürger:innen ein?“ eine tiefere Diskussion über den Wert lokalen Wissens und kultureller Praktiken. Die Erkenntnis: Trotz völlig unterschiedlicher Bedingungen in den Kommunen waren viele Kernprobleme erstaunlich ähnlich. Der Aha-Moment kam prompt: „Wir hätten nie gedacht, dass wir im Kern so ähnliche Herausforderungen haben.“

Ein rotierendes Peer-Feedback ermöglichte es, die entwickelten Ideen praxisnah zu schärfen. Die Begleitung durch ein erfahrenes Moderatoren-Tandem zusammen mit dem wunderbaren Frank Wältring von Mesopartner ermöglichte es, flexibel auf den Gruppenprozess zu reagieren, unterschiedliche Rollen zu übernehmen und gleichzeitig Stringenz im Ablauf zu wahren.

Weniger fliegen, mehr bewegen: Workshops für das Projekt „FlyingLess“

Auch in der Wissenschaft gibt es große Herausforderungen – und ebenso großes Potenzial für Veränderung. Ein Beispiel ist das Projekt FlyingLess, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Flugemissionen im akademischen Bereich zu reduzieren.

Denn viele Wissenschaftler:innen sind Vielflieger:innen – gleichzeitig ist die Wissenschaft eine treibende Kraft in der Klimadebatte. Die Frage ist also: Wie kann man den Wandel glaubwürdig und wirksam gestalten?

Im Projekt entstand eine umfangreiche Toolbox mit praxistauglichen Instrumenten. Ein weiterer Hebel waren die moderierten Praxis-Workshops in vier Partnerorganisationen, in denen Akteure aus unterschiedlichen Abteilungen und Hierarchieebenen zusammenarbeiteten. Statt mit bestehenden Gegensätzen zu starten, lautete die zentrale Frage: „Wie sähe ein idealer Zustand aus, in dem sich alle Perspektiven wiederfinden?“

Diese Zukunftsperspektive diente als gemeinsamer Ankerpunkt. Durch eine Rückwärtsplanung wurden konkrete nächste Schritte abgeleitet. Der Effekt: Gegensätze wurden nicht geglättet, sondern produktiv genutzt – mit einem klaren Ziel vor Augen.

Ko-Kreation braucht Struktur – und Raum für Verbindung

Was beide Beispiele zeigen: Kooperationsfähigkeit fällt nicht vom Himmel. Sie entsteht, wenn Räume geschaffen werden, in denen Vielfalt nicht nur zugelassen, sondern als Stärke genutzt wird. Moderation spielt dabei eine Schlüsselrolle – nicht als Dirigentin mit Taktstock, sondern als Choreographin eines dynamischen Prozesses. Sie schafft Struktur, gibt Impulse – und lässt gleichzeitig Raum für echte Verbindung.

Wenn wir gemeinsam Lösungen entwickeln wollen, brauchen wir genau das: Räume für ko-kreatives Handeln – mit Klarheit, Offenheit und einem guten Gespür für das, was zwischen den Zeilen passiert.